Wem können wir eigentlich noch vertrauen? Der Politik? Den Virologen? Die Pandemie attackierte unser Grundvertrauen in die Welt. Wie soll unter so erschwerten Bedingungen in den Unternehmen eine Vertrauenskultur wachsen? Noch dazu, wenn alle im Homeoffice sitzen und sich nicht mal tief in die Augen schauen können.
Management-Experten und die Hochschulforschung sind sich einig: Vertrauen ist eines der besten Erfolgsrezepte für unternehmerischen Erfolg. Ohne Vertrauen sind agile Organisationsformen und moderne Führungsansätze zum Scheitern verurteilt. Die Vertrauenskultur zahlt nach einer aktuellen Studie der Universität Lüneburg (Perrone, 2020) unmittelbar auf die Teamperformance ein. Mit Vertrauen arbeiten die Mitarbeitenden selbst-organisiert produktiver zusammen und engagieren sich mehr für die Erreichung der Teamziele.
Normalerweise verschenken wir Menschen unser Vertrauen weder schnell noch leichtfertig. Vertrauen wächst mit Vertrautheit – wenn wir über einen längeren Zeitraum die Erfahrung machen, dass wir uns auf jemanden verlassen können. Im Team wollen wir erleben, dass unser neue Kollege kompetent und integer agiert und dass er sich uns gegenüber wohlwollend zeigt. Aus Sicht der beiden führenden Vertrauensforscherinnen der Hochschule Sankt Gallen Osterloh und Weibel (2006) ist Vertrauen immer daran geknüpft, dass wir zuverlässig Kompetenz, Integrität und Benevolenz wahrnehmen.
Jetzt die gute Nachricht für Remote Teams: Beim Vertrauen kommt es also weniger auf die körperliche Nähe an, sondern mehr auf das gezeigte Verhalten. Sonst wäre es wohl kaum möglich, dass so viele Menschen auf der Welt ihrem Präsidenten vertrauen, obwohl sie ihn nur aus den Medien kennen.
Wenn uns die Distanz also nicht behindert, was macht dann das Vertrauen in der modernen Arbeitswelt so schwer? Es ist das Tempo, in dem wir Fremden unser Vertrauen schenken sollen. Früher arbeiteten die Menschen jahrzehntelang in derselben Abteilung eng zusammen. Da konnte sich das Vertrauen langsam entwickeln. Heute bewegen wir uns in fluiden Netzstrukturen. Wir arbeiten gleichzeitig in mehreren Teams und treffen dabei immer wieder auf neue, unbekannte Kolleg*innen. Diese bunt zusammengewürfelten Arbeitsgruppen sind kurzlebig und enden mit der Zielerreichung. Da ist für das natürliche Entstehen von Vertrautheit meist nicht genug Zeit.
Deshalb müssen wir New Worker lernen, schneller zu vertrauen und das Vertrauen anderer schneller zu gewinnen. Und das will gekonnt sein, denn Vertrauen ist nach Osterloh und Weibel (2006) eine Kompetenz. Dazu braucht es Einsichten, Einstellungen und Fähigkeiten. Eine Vertrauenskultur kann nicht von oben diktiert werden. Wer Vertrauenskompetenz aufbauen möchte, sollte sich beim Vertrauen und Misstrauen immer wieder selbst beobachten und reflektieren.
Während das Thema Vertrauen in vielen Leadership-Programmen ein fester Bestandteil ist, werden die Mitarbeitenden normalerweise damit allein gelassen. Soll jedoch eine nachhaltige Vertrauenskultur entstehen, so brauchen wirklich alle im Unternehmen die Kompetenz mit Vertrauen zielorientiert umzugehen. Es ist daher sinnvoll, ein Vertrauenskompetenz-Training für das ganze Remote Team zu organisieren – im Sinne einer Teamentwicklungsmaßnahme. Die Lernziele einer solchen Trainingseinheit passen für virtuelle und reale Teams gleichermaßen und können schon mit einem 2 – 3-stündigen Online-Training erreicht werden:
- wissen, was Vertrauen ist und wie Vertrauen entsteht
- sich davon überzeugen, dass sich ein schneller Vertrauensvorschuss lohnt
- die eigenen Vertrauensgewohnheiten und das Menschenbild reflektieren
- lernen, anderen Menschen klug und schneller zu vertrauen
- Strategien entwickeln, das Vertrauen anderer Menschen schneller zu gewinnen
- Maßnahmen finden, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen
- den eigenen Beitrag zu einer Vertrauenskultur im Unternehmen definieren.
Lust darauf, so ein Vertrauenstraining zu testen? Gibt es als 3-stündiges Online-Training bei COMPETENCE ON LINE unter Kursangebot
Verwendete Quellen:
Bildquelle: iStock-1220226073-zoompeople
- Osterloh, M. & Weibel, A. (2006): Investition Vertrauen. Prozesse der Vertrauensentwicklung in Organisationen. Wiesbaden: Gabler
- Studie der Universität Lüneburg: Perrone, F. (2020): Der Einfluss von unternehmensinternem Vertrauen auf Teamperformance
- https://www.researchgate.net/publication/338548559_Der_Einfluss_von_unternehmensinternem_Vertrauen_auf_Teamperformance